SÜDAMERIKA, BRASILIEN, 2013

BRASILIEN - SONNE, STRAND, TOLLE STÄDTE UND EIN SUMPFGEBIET

Brasilien war nach Uruguay unsere zweite Station auf unserem Trip durch Südamerika.

In der Grenzstadt Rivera angekommen ging der Ausreise- und Einreisewahnsinn los. Aus Uruguay ausreisen war kein Problem, unser Wutz ist auch offiziell mit den Ulmer-Kennzeichen ausgereist ohne dass einer das Auto überhaupt sehen wollte. Anschließend bekam unser Camper seine neuen Nummernschilder in einer Seitengasse angeschraubt und ist nun ein waschechter Bayer! (Beweisbilder folgen). Da diese Stadt keine Grenze hat sondern einfach ineinander übergeht hätten wir es merken müssen, dass wir in Brasilien sind, da der Tankwart ne komische und für uns total unverständliche Sprache sprach… Gut aber wo macht man die Einreise??? Der Tankwart sagt ihr müsst zur Policia Federal was auch stimmte, aber für unseren Wutz interessierte sich keiner und so reisten wir ohne Papiere und ohne Lebensmittelkontrolle (wir hatten leckere Milkaschoki und Joghurt im Kühlschrank) ein.

Wow kann man nur sagen, wenn man die größten Wasserfälle (span. Cataratas) der Welt, bestehend aus 20 großen und 255 kleineren Fällen, zum ersten Mal sieht und auch zu den Eintrittspreisen. Pro Person werden auf argentinischer Seite 24,- Euro abgeknüpft und dann ist auch noch die beste Aussichtsplattform wegen Hochwasser gesperrt. Auf mehreren Rundwegen und durch eine Plage von Nasenbären kämpfend kann man in gut 2 Stunden alles erkunden.


Abends hieß es dann Campingplatz suchen, nachdem bisher nur Tankstellen oder wild angesagt war, aber alle in unseren 3 Reiseführern beschriebenen Plätze gibt es nicht mehr. Was nun? Ab zur Tankstelle und dort ein Plätzchen zwischen den ganzen Trucks suchen und am morgen gibt es auch ne heiße Dusche für uns.

Morgens im totalen Berufsverkehr über die Grenze auf die brasilianische Seite und die nächsten Stempel für unsere Pässe abholen. Der Zollbeamte betete förmlich den Inhalt der Einfuhrdokumente für den Wutz runter und er meinte: Wenn ihr kein Portugiesisch könnt und ich kein Deutsch dann erkläre ich es eben mit Händen und Füßen. Der Kollege der eigentlich unser Auto inspizieren sollte wegen Schmuggel oder nicht erlaubten Lebensmitteln bekam einen solchen Schock als wir die Seitentür öffneten dass er uns ohne Anstanden durchfahren lies. Manchmal hilft es wenn man nicht aufräumt bzw. einen großen Ersatzreifen mitschleppt.


In Foz do Iguazu haben wir einen richtig schönen und gut gelegenen Campingplatz (Youth Hostel Paudimar) ergattert der auf der Zufahrtsstraße zu den Wasserfällen liegt. Für nur 14,- Euro pro Person schauten wir uns mal die andere Seite der Fälle an und unser Fazit ist: die gefällt uns besser da man hier den besseren Blick über die gesamten Fälle hat.

Am nächsten Tag ging es mit Stellplatznachbarn aus Frankreich zum nahegelegenen Itaipu-Staudamm. Es ist der zweigrößte Staudamm der Welt aber bzgl. Energiegewinnung der Größte. Ade Wasserfälle und auf Richtung Rio de Janeiro.


Erstmal ein Beweisbild, dass wir nun mit Starnberger Nummer STA-R 2013 und bayrischer Flagge unterwegs sind. Dank einer kostenlosen Autowäsche, inkl. ein Brot gratis, da wir über 25 Liter getankt haben (ja soviel Portugiesisch verstehen sogar wir), kann man ihn nun auch herzeigen.


Nach 2 kompletten Fahrtagen und endlosen Kilometern von Foz do Iguazu über Sao Paulo haben wir das kleine bis 1970 total abgeschiedene Kolonialstädtchen Paraty erreicht. Wir hatten zwei Strecken zur Auswahl und entschieden uns für die empfohlene kürzere wo im Reiseführer stand, dass ein längeres Stück 10km vor dem Ziel nicht geteert ist. Tja dann ging der "Spaß" los. Anfangs noch trockene und nicht so holprige Sandpiste mit Nebel doch dann wurde es heikel. Wir sind nur noch ziemlich steil abwärts geschlittert da alles auf einmal total nass und matschig war. Die herausragenden Felsen und der anschießende Gegenverkehr machten es nicht einfacher.
Tja da blieb nur noch Allrad rein und mit 20km/h die Strecke bewältigen. Wir haben es gut geschafft und hätten am liebsten den Boden geküsst, als er wieder geteert war. Ein Foto von den steilen Stellen gibt es nicht, da es nicht möglich war dort anzuhalten.


Paraty stand leider halb unter Wasser, da das Meer reingedrückt hat, aber man konnte trotzdem gut durch die engen Gassen schlendern. Entlang der Costa Verde mit ihren zahlreichen Inseln und Stränden ging es Richtung Rio de Janeiro.




Sandras Traum war immer einmal Rio zu besuchen und an der Copacabana zu baden. Tja wie empfängt uns die Stadt am Zuckerhut… tief hängende graue Wolken und Nieselregen. Da war der Papst wohl nicht brav genug, denn der ist bis 28. Juli hier um mit knapp 2 Millionen Gläubigen den Weltjugendtag zu feiern und das bei schlechtem Wetter. Wir sind total überrumpelt von diesen bunt gekleideten und völlig kreischenden und immer wieder singen Menschenmassen bzw. -chören.




Wir beschließen trotz Massenansturm, auf die Attraktionen nicht zu verzichten und trotzen der schlechten Sicht um doch mal auf dem Zuckerhut und auf dem Corcovado gestanden zu sein. Die grandiose Aussicht muss man sich halt dazu denken, aber da wir jeweils bei Dämmerung oben waren, hat man eh nur die Lichter gesehen. Ansonsten hat die Stadt viele Strände zu bieten, aber Beachen in Ipanema und Copacabana war eben leider nicht angesagt und der neu erstandene Bikini in den Farben Brasiliens konnte nicht vor Ort eingeweiht werden obwohl es über 20°C hat. Ein paar Fotos konnten wir dennoch machen, immer dann wenn die Wolken den Blick freigegeben hatten.




Weniger bekannt aber sehr interessant ist die Escadaria de Selaron, eine steile Treppe komplett mit Kacheln zu gepflastert. Ein chilenischer Künstler sammelt dafür seit 1990 aus aller Welt Fliesen und platziert sie völlig wirr entlang der Treppe.


Über Nacht standen wir auf einem bewachten Parkplatz direkt in der Stadt (Avenida Beira Mar, Estacionamente Gloria) und konnten so sogar bis Abends mit dem Taxi unterwegs sein.

Nachdem das Wetter auch in den nächsten 3 Tagen nicht besser wird, fahren wir weiter Richtung Brasilia und lassen die Massen mit dem Papst alleine. Der hat noch einen straffen Terminplan, u.a. Messe an der Copacabana (da wurden Massen an Videoleinwänden aufgebaut, vielleicht trägt der Papst dann auch Badehose), sowie die große Abschlußmesse auf einer großen Wiese außerhalb von Rio, wo wir am ersten Tag vorbei gefahren sind. Im Programmheft haben wir noch den interessanten Hinweis einer Diskonacht mit DJ Catholica (kein Scherz) an der Copacabana gelesen, aber das hält uns auch nicht länger hier… aber wir kommen ganz bestimmt nochmal bei schönerem Wetter.

Rio haben wir hinter uns gelassen und zum Glück auch das schlechte Wetter. Je mehr wir durch die bergige Landschaft Richtung Brasilia fuhren umso besser und vor allem wärmer wurde es. Wir zogen die über 1000 km in zwei Tagen durch um mal wieder Abwechslung zum Fahren zu bekommen.
Unterwegs kann man sich in einer der zahlreichen Churrasco Restaurants stärken. Dort zahlt man nach Kilo, d.h. egal was man nimmt, am Ende wird der Teller gewogen. Also bloß kein schweres Gemüse draufladen, sondern lieber mehr von dem leckeren Fleisch. Dies kann man sich direkt von verschiedenen Spießen mit unterschiedlichen Fleischsorten runterschneiden lassen.
Wir freuten uns schon auf den im Reiseführer angekündigten Campingplatz, aber erstens war es nicht so wirklich toll und zweitens war da eine Großveranstaltung von Jugendlichen da der Platz auch zusätzlich eine Jugendherberge ist. Also raus aus Brasilia und auf einem Autohof übernachten um uns dort ein Tiroler Gröstl zu bruzeln. Lecker lecker!!!

Da Brasilia wie ein Flugzeugmodell aufgebaut ist, ist die Orientierung relativ einfach. Den Rumpf bildet die Eixo Monumental wo sich die ganzen Ministerien und Regierungsgebäude aneinander reihen. Man kann alles problemlos mit dem Auto abfahren da alles sehr sehr großzügig angelegt wurde. Wenn wir das gewusst hätten, hätten wir auch auf einem der großen Parkplätze übernachten können. Nahezu alle öffentlichen Gebäude in Brasilia haben einen außergewöhnlichen Baustil, das komplette Areal gehört zum UNESCO Welterbe. Zwar viel Beton, aber irgendwie interessant.




Zwei sehr hübsche und mal vom Stil etwas andere Kirchen kann man auch noch bestaunen. Die Catedral Metropolitana mit extravaganter Architektur und die Kirche Dom Bosco mit rundum blauen Fenstern. Vor der Catedral Metropolitana standen wir um 9:00 umringt von Taxis und wunderten uns schon was hier los ist. Dann wurde ein Autokonvoi gestartet wo vorneweg ein Laster mit dem Schutzpatron der Taxifahrer fuhr.






Wir machten noch einigen Besorgungen im Walmart wo übrigens die Assistenten an den Kassen mit Rollschuhen rumdüsen, falls irgendwo mal wieder das Preisetikett fehlt. Auf dem Parkplatz trafen wir ein Pärchen aus Düsseldorf die auch mit einem IVECO Daily unterwegs sind. Dann brachen wir in Richtung Pantanal auf. Die Kilometer sollte man sich vorher immer gar nicht im Navi anschauen, aber die Rheinländer hatten uns den Tipp gegeben dass wir als erstes Streckenziel Pirenopolis ansteuern sollen. Da gibt es einen gemütlichen Campingplatz (AABB Camping; Einfahrt über Rua Pirineus beim Hospital) der einen großen Pool hat in den wir gleich hüpfen konnten. Auch der Besitzer ist absolut bemüht und kümmert sich sehr um seine Gäste. Das Städtchen mit den kleinen Gassen und den vielen Restaurants zum draußen sitzen lohnt sich auf jeden Fall.
Nachdem wir unser Frühstück im Freien gemampft haben ging es auf die lange lange Strecke über die BR-60 nach Rio Verde. Abwechslung bieten auf der gut ausgebauten Autobahn die unzähligen Obras (Baustellen), da diese komplett neu geteert und ausgebaut wird.
Dafür grüßen uns fleißig die zahlreichen Motorradfahrergruppen, die es hier sogar mehr gibt als in den USA.

Kurz vor dem Pantanal waren wir noch im Chapada dos Guimares Nationalpark wo sich der geografische Mittelpunkt Südamerika befindet. Wir waren sozusagen mitten drin und man kann von dort in das Becken des Pantanals schauen. Auf dem Aussichtspunkt waren wir mal wieder die Attraktion mit unserem Auto und wurden von zig Leuten fotografiert und angequatscht.


200km weiter in Pocone haben wir dann erst mal wieder eine Wäscherei aufgesucht um unsere Klamotten waschen zu lassen. Da wir 2 Tage im größten Sumpfgebiet der Erde verbringen wollen können die sich mit dem Waschen ruhig Zeit lassen.

Das Pantanal ist das Gebiet mit der größten Artenvielfalt und es gibt hier die unter Globetrotter bekannte Piste mit 118 teils waghalsigen Holzbrücken die man auf 140km Sackstraße abfahren kann.
Wir haben uns auf 40km und ca. 30 Brücken beschränkt, aber haben unzählige Fotostopps gemacht, da vor allem vormittags unzählige Vögel herum schwirren und sich auch alle anderen Tiere regelmäßig zeigen.


Ach ja am Anfang der Transpantaneira, so heißt die Straße, ist ein Schlagbaum und anscheinend lässt einen der Wachmann dort als Privatfahrer nicht immer durch, damit man im Ort die total überteuerten Touren bucht. Wir waren aber abends erst am Eingang und daher ist uns der Wachmann auf dem Motorrad freundlich winkend entgegengekommen und wir sind ohne Zicken durchgefahren. Stattdessen lag zur Begrüßung gleich ein Kaiman auf der Straße.




Gleich dahinter haben wir den Campingplatz Pousada Paraiso angesteuert wo uns ein Pool und sonstige Annehmlichkeiten komplett alleine gehört haben, da wir die einzigen Gäste waren.


So standen wir 2 Nächte direkt in der Wiese, um uns herum alle Tiere des Pantanals (Nandus, Wasserschweine, Aras, Störche, Papageien, Massen an Kaimanen, Hirsche, Ameisenbären, Tapire und viele mehr). Die Bilder sprechen für sich, man sollte es erlebt haben.










Wir hatten unsere Reisepläne etwas geändert und sind eine 500km lange ungeteerte Piste nach Bolivien Richtung Santa Cruz gefahren. Brasilien hat uns trotz Sprachbarriere, denn Spanisch verstehen hier nur wenige, super gefallen. Alle waren äußerst freundlich und das Wetter war bis auf Rio traumhaft brasilianisch.
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